Was verbirgt sich hinter einer elektrischen Zeit-Strom-Kennlinie und wie wird diese ermittelt?

Die Zeit-Strom-Kennlinie ist die grafische Darstellung der Schaltzeit einer Sicherung in Abhängigkeit vom Fehlerstrom. Eine Sicherung muss bei Strömen ansprechen, die ein definiertes Zeitintervall nicht erfüllen. Je höher der Fehlerstrom ist, desto größer ist die Gefahrenwirkung. Folglich muss die Ansprechzeit der Sicherung kürzer sein. Sicherungen werden entsprechend ihrem schnellen (flinken) oder langsamen (trägen) Zeit/Strom-Verhalten im Fehlerfall Funktionsklassen zugeordnet. Diese sind als Charakteristik superflink, flink, mittelträge, träge und superträge genormt. Um reproduzierbare Ansprechzeiten zu erhalten, müssen die Messbedingungen festgelegt werden. Da bei längeren Schmelzzeiten die Wärmeabfuhr des Schmelzleiters für die Schmelzzeit entscheidend ist, ist der Aufbau des Prüfhalters wichtig. In Standards (IEC 127-2) sind die Abmessungen, die Materialien und die erforderlichen Anschlussquerschnitte und Längen der Stromzuführungen festgelegt. Hierdurch ist die Wärmeabfuhr bestimmt. Um die äußeren Einflüsse konstant zu halten, sollen die Messungen bei einer Umgebungstemperatur von 23°C (± 1grd) vorgenommen werden. Bei Verwendung von Stromkonstantern ist darauf zu achten, dass beim Einschalten kein Überschwingen des Stromes auftritt. Es ist zweckmäßig, den Strom durch Überbrücken des Sicherungseinsatzes einzustellen und ihn durch Öffnen der Brücke über den Einsatz zu leiten. Bei der Ermittlung der Schmelzzeiten kleiner Überströme (>1,5x Nennstrom bis 2,75xNennstrom), d.h. im Überstrombereich mit einem steilen Kennlinienverlauf, bedeutet eine Stromänderung von ±2,5% eine Schmelzzeitänderung von mindestens 15%. In diesem Bereich sollte man auf die Darstellung einer Kennlinie verzichten und nur den unteren und oberen Grenzwert angeben.